Hot and Cold

In dieser Rubrik versuchen wir das Momentum der Spieler zu bewerten und hierdurch herauszufinden, wer am besten (HOT) oder am schlechtesten (COLD) in Form ist.


vom 22.11.16


Wer ist Hot?

Chris Dobey 
Alter: 27
Spitzname: Hollywood

Der 27-Jährige Engländer ist wahrlich gut in Form. Nach einigen guten Spielen auf den Players Championship Turnieren und den European Tour Events im Jahr 2016, gelang ihm bei dem diesjährigen Grand Slam of Darts erstmals der ganz große Coup und er erreichte erstmals ins Viertelfinale eines Major Turniers und scheiterte erst hier gegen einen fantastisch aufgelegten James Wade. Dobey glänzte zuvor mit Siegen über Scott Mitchell, Adrian Lewis und einem regelrechten Krimi über Jamie Hughes, bei dem er kurzweilig zwar auf Grund der besonderen Situation für ihn die Nerven verlor, sie aber letztlich knapp doch behielt. Er zeichnet sich durch seinen hohen Score und insbesondere seine vielen 180er aus. Im World Grand Prix vergangene Woche warf er insgesamt 20 Stück davon. Nur MVG, Anderson, Wright und Van Barneveld lagen in dieser Disziplin vor ihm, wovon die meisten noch ein Halbfinale und ein Finale gespielt haben.
Mit dem Hintergrund der vielen 180er und dem Fakt, dass er nun seinen ersten größeren Erfolg in der Tasche hat, traue ich diesem jungen Kerl noch so einiges zu, eventuell ja auch schon beim anstehenden Players Championship Finale oder der WM.

Peter Wright
Alter: 46
Spitzname: Snakebite

Peter Wright, ein absoluter Top-Mann der PDC. Der wohl extrovertierteste Mann im Profi-Darts ist zwar schon seit einigen Wochen in guter Form - pünktlich zur Weltmeisterschaft scheint er es aber zu schaffen, noch einmal eine ordentliche Schippe draufzulegen. Der Schotte mit seinem auffälligen Irokesen zeigte bei seiner Halbfinal-Niederlage im Grand Slam of Darts mit einem Turnierdurchschnitt von 101,57 Punkten pro Aufnahme, warum er zu Recht die Nummer 3 der Welt ist. Neben den drittmeisten 180ern im Turnier und einigen High Finishes, beispielsweise im Viertelfinal-Sieg über keinen geringeren als Phil Taylor, bestach er auch mit einer unglaublich guten Checkout Quote von 44,35%.
Dem unglaublich beliebten Wright ist momentan wirklich zuzutrauen, jeden aus einem Turnier zu nehmen, wäre da nicht die Nummer 1 der Welt, Michael Van Gerwen. Dieser scheint sich zu einem absoluten Trauma für Peter Wright zu entwickeln. Und wäre dieser nicht, wäre Peter Wright auch mit ziemlich großer Wahrscheinlichkeit schon Major-Titel Gewinner. Irgendwann jedoch, wird er sich auch ihn einmal vorknöpfen und sich seinen Traum vom Major Titel erfüllen. Vielleicht ja auch schon bei den anstehenden Aufgaben.


James Wade
Alter: 33
Spitzname: The Machine

Die Maschine James Wade. Einer der konstantesten Profi-Dartspieler zeigte seine bestechende Form erst am Wochenende mit dem Finaleinzug beim Grand Slam of Darts. Nur Michael Van Gerwen konnte den 33-Jährigen Engländer stoppen.
Wade ist eigentlich einer der unauffälligeren Spieler. Jedenfalls wenn man sein generelles Spiel betrachtet. Generell wenige 180er oder Highlights. Doch zwei elementare Dinge hat er vielen anderen Top-Spielern voraus: Wenn er Highlights wie High Finishes setzt, kommen sie zumeist in Situationen, wo es für den Gegner am schmerzhaftesten und für ihn am wertvollsten ist. Darüber hinaus hat er zwar seltener Aufnahmen mit drei Pfeilen im Trippel-Segment, aber hierfür auch sehr selten Aufnahmen ohne Trippel. So knauserte er sich auch durch den Grand Slam: Mit vergleichsweise "wenig" 180ern (14 an der Zahl), aber dafür konstanten 100 oder 140 Punkten gelang er bis ins Finale. Auch seine wie immer gute Doppelquote half ihm hierbei.
Mein Tipp: Wade wird auch die nächsten Wochen seine konstant guten Leistungen halten und das ein oder andere Ausrufezeichen setzen.


Michael Van Gerwen
Alter: 27
Spitzname: Mighty Mike


Keine große Überraschung. Aber es gebührt dem Respekt, dass man ihn trotzdem in dieser Riege führen muss. Man muss nicht viel über den 27-Jährigen Holländer sagen. Nur soviel: Michael Van Gerwen ist kaum zu stoppen und in der absoluten Form seines Lebens. Mit nun 24 Titeln im Jahr 2016 zementiert er seine Vormachtstellung im Darts und zeigt sich fast unbesiegbar so kurz vor dem wichtigsten Darts-Turnier des Jahres. Kaum einer weiß wer diesen Michael van Gerwen stoppen soll.




Wer ist Cold?

Adrian Lewis
Alter: 31
Spitzname: Jackpot

So gar keinen Jackpot abräumen konnte am Wochenende Adrian Lewis. Nach seiner verlorenen Auftaktpartie gegen Scott Mitchell, verlor er auch gegen Benito Van de Pas und Chris Dobey. Alles Gegner bei denen Lewis den Anspruch haben muss, diese Matches für sich zu entscheiden und schied somit schon nach der Vorrunde aus dem diesjährigen Grand Slam of Darts aus.
Lewis, immerhin Back to Back Weltmeister, ist ein begnadeter Spieler. Insbesondere sein Scoring durch seine vielen 180er machen ihn so brandgefährlich. Doch was ist los beim "Ziehsohn" von Phil Taylor? Oft wird gemunkelt, Lewis ist trainingsfaul. Er hat ein unglaubliches Talent aber trainiert schlicht und ergreifend zu wenig und dies endet dann fatal wenn man bedenkt, wie viel ein Peter Wright oder Michael Van Gerwen Tag für Tag trainieren um besser zu werden oder konstant zu bleiben. Darüber hinaus hat man oft das Gefühl, wenn es kurzweilig bei Lewis nicht so läuft wie er sich das vorgestellt hat, verliert er zu schnell den Glauben an sich. Wenn ein Match nicht in seine Richtung läuft, gibt es selten richtigen Kampfgeist von ihm zu sehen und er scheint sich verfrüht Unwohl zu fühlen.
Diese kämpferische Komponente die Lewis oft scheinbar fehlt, machen beispielsweise einen MVG groß, bei ihm hat man bis zum letzten Dart nie das Gefühl, dass er dieses Spiel auf keinen Fall mehr gewinnen kann. Dies ist bei Lewis eben oft anders und das scheint ihm gerade in den letzten Wochen zum Verhängnis zu werden. Und das in der wohl wichtigsten Phase des Jahres für alle Dartsspieler.


Ian White
Alter: 46
Spitzname: Diamond

Auch so seine Probleme momentan hat der 46-jährige Ian White. In Topform kaum zu stoppen und eigentlich zu höherem Berufen, reichte es für ihn bisher nie für den ganz großen Schritt. Noch nie erreichte er ein Halbfinale eines TV Major Turnieres. Und das obwohl es ihm an anderen Erfolgen nicht mangelt: Allein dieses Jahr gewann er 3 Players Championship Turniere (diese werden nicht vor TV Kameras gespielt) und zeigte damit eindeutig, dass er definitiv in der Lage ist, richtig gute Darts zu spielen. Die Probleme scheinen also tatsächlich darin zu liegen, dass er seine Nerven nicht immer allzu gut im Griff hat. Das zeigte sich auch letzte Woche bei seinen Vorrundenspielen im Grand Slam: Zwar gewann er seine Partie gegen Darren Webster, um danach allerdings gegen Phil Taylor unterzugehen, und dann schlussendlich gegen Darryl Fitton genau diese Nervösität oben auf der Bühne zu zeigen. Zwar hatte er wieder einige Highlights im Spiel gegen Fitton, jedoch überwarf sich White mit der Doppel 13, als er die Doppel 4 benötigte, und verschenkte damit das Weiterkommen an seinen Kontrahenten.
Solche Dinge tragen nicht dazu bei, dass sich White in nächster Zeit lockerer fühlen dürfte. Er hat definitiv das Potential zu mehr. Leider steht er sich in letzter Zeit noch zu oft selber im Weg.